Dienstag, 26. Mai 2015

Die Umstellung zur veganen Ernärhung: das kam auf mich zu!

Wenn man auf eine vegane Ernährung umstellen möchte, würde man natürlich gerne wissen, was da jetzt auf einen zu kommt. Je nach dem wieso man das ganze macht, hofft man natürlich auch auf den eintretenden Effekt. Sei es beispielsweise das erleichterte Gewissen, weil man aus ethischen Gründen umsteigt, oder das bessere gesundheitliche Befinden usw. Vielleicht macht man sich auch gar keine Gedaken darüber, da man es nur zur Fastenzeit betreibt und neugierig ist.

Als ich begann "vegan auszuprobieren", war es vor allem die Neugierde, besonders auf die vegane Rezeptvielfalt. Nachdem ich dann so einige Rezepte recherchiert und ausprobiert hatte, begann ich mich aber auch zunehmend auch für den gesundheitlichen Aspekt zu interessieren, spätestens nachdem ich auf Attila Hildmann Bücher und deren Rezessionen gestoßen bin. Schon als Kind hatte ich irgendwie schon immer den Wunsch gehabt möglichst alt zu werden. Warum weiß ich auch nicht so genau.. Auf jeden Fall war der Drang vegan zu werden da und musste umgesetzt werden.

Ich habe in Steps vom Anfang bis jetzt aufgeteilt, was ich so erlebt habe. Damit ist hoffentlich klar, das alles subjektiv aus meiner Sicht geschildert ist, allerdings habe ich gleiche und Ähnliche Erfahrungen auch schon von anderen gehört.

Step 1: Die Vorbereitung
Wenn man vorhat sich einige Zeit lang vegan zu ernähren, ist es wichtig sich vor beginn darüber zu informieren, in welchen Lebensmitteln tierische Produkte enthalten sind und was es so für Rezepte gibt. Leider ist unsere Gesellschaft darauf getrimmt überall die (un)gesunde Milch reinzumogeln, in Nudeln unnötigerweise Eier zu packen und sowieso irgendwie überall etwas tierisches zu verstecken.
Besonders unterwegs in Restaurants und Bäckereien wird einem Veganer so das Leben erschwert, da diese oft alt eingesessen sind und nicht so schnell wie beispielsweise Supermärkte, mit neuen Trends und Bedürfnissen ihrer Kunden gehen. Ein Vegetarier wird da schon eher mit einer Vielfalt an Gerichten verwöhnt, aber leider wird hier zu lande überall Käse, Eier oder Butter reingesteckt.
So war mir von Anfang an klar, dass ich Tuperdosen kaufen und mehr selbst kochen müsse um unterwegs überleben zu können. Das hat natürlich so einige Vorteile: Ich weiß genau was drin ist, ich kann es mir von vornherein aussuchen was ich essen möchte, es sind garantiert keine versteckten ungesunden Zusatzstoffe enthalten und es ist frisch.

Wichtig bei der Vorbereitung ist natürlich auch sich vegane Rezepte rauszusuchen und sie auch auszuprobieren. zum Glück gibt es da mittlerweile jede Menge im Internet zu finden. Man kann so ziemlich alle seiner lieblings Rezepte irgendwie verändert so das sie vegan sind, indem man die Lebensmittel einfach austauscht. (Zum Beispiel statt dem Hackfleisch in der Bolognesesauce, rote Linsen)
Ziemlich schnell hatte ich mir einen großen veganen Rezeptfundus angelegt und war sehr inspiriert vieles auszuprobieren was einen riesen Spaß gemacht hat!

Step 2: Das loswerden der "tierischen Restbestände"
Viele die sich entscheiden vegan zu leben verschenken ihre alten Sachen und Lebensmittel. Bei mir war es aber fest geplant wann es losging, so konnte ich gezielt die Reste einfach aufbrauchen die ich noch im Kühlschrank hatte. Etwas schwierig war nur letzte Tag, da das Beste natürlich schon weggessen war und so nur noch vielerlei Reste übrig waren. Ich habe mich abends ziemlich schlecht gefühlt so viel verschiedenes Fleisch in mich gestopft zu haben.. Aber das hatte dann zum Glück ja endlich eine Ende gefunden!

Step 3: Die Milchkaffeeumgewöhnung!
Der vielleicht schwierigste Teil bei meiner Umstellung. Ich trinke seit Jahren jeden Morgen einen Kaffee mit viel Milch damit mein Kreislauf in Schwung kommt. Mich davon abzugewöhnen und auf Kräutertee umzusteigen war keine Lösunng, ich liebe meine Kaffee am Morgen und dieser holt mich auch aus meinem Bett, er war also zwingend notwendig. Schwarzen Kaffee kann ich ebenso wenig leiden wie Süßstoff also habe ich nach und nach so ziemlich jede Pflanzenmilch die es zu kaufen gibt im Kaffee ausprobiert. Die einzige die irgendwie einigermaßen damals ging war der Sojadrink Vanille von Alnatura. Allerdings schmeckte der auch nicht wirklich gut und ich habe in diesem Punkt auch wirklich Bedenken gehabt ob ich wirklich vegan aushalten würde, oder ob ich eine Ausnahme machen müsste!
Da ich auch noch Kuhmilch übrig hatte, habe ich ähnlich wie bei der Umgewöhnung bei Katzenfutter, nach und nach den Sojadrinkanteil im Kaffe erhöht und den Kuhmilchanteil veringert.
Das zog sich fast 2 Wochen lang so bis die Kuhmilch aufgebraucht, und nur noch Sojadrink im Kaffe landete. Die erste Woche, muss ich ehrlich gestehen, hat mir der Kaffee nicht so gut geschmeckt. Aber nach einer Woche, als ich morgens meinen Kaffee trank war ich schockiert. Er schmeckte! Er schmeckte mir von da an wirklich gut was ich zuvor niemals für möglich gehalten hätte.
3 Wochen wurde von da an streng auf tierische Produkte verzichtet.

Step 4: Die Durchführung
Hierzu gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Dadurch das ich mich schon vorher angeschaut habe was man alles tolles mit pflanzlichen Lebensmitteln zaubern kann, musste also nur noch dem entsprechend eingekauft und gekocht werden. Es waren viele neue Geschmackserlebnisse dabei und ich habe nie zu vor so viele neue Lebensmittel in so kurzer Zeit kennen und schätzen gelernt.

Step 5: Die Veränderung
Das ist ein wichtiger Punkt, da ein paar der Dinge die auf mich zu kamen, unerwartet waren!
Die ersten 2 Wochen waren ein riesen Energyboost für meinen Körper. Weil es sehr warm war, habe ich viele Früchte -sowie Greensmoothies getrunken, was mir den Umstieg erleichterte. Selten habe ich mich so voller Energie gefühlt, so wenig Schlaf gebraucht und so gute Laune langanhaltend gehabt.
Nach 2-3 Wochen pendelte sich das ganze aber wieder ein. Mein Körper schien sich so langsam daran gewöhnt zu haben andere Kost zu bekommen. Meinem Magendarmtrakt hat dies auf jedenfall sehr gut getan. Zuvor hatte ich oft einige Probleme in Punkto Verdauung, die aber wie weggeblasen waren mit der veganen Ernährung. Für mich einer der Hauptgründe diese Ernährungsweise weiterzuführen.
2 Dinge die anfangs etwas nervig waren, waren die Darmwinde und die Hautprobleme.
Ja man pupst schon etwas mehr als vorher! Die Bakterien im Darm sind die neue Nährstoffkonstellation noch nicht gewöhnt, aber das legt sich auch wieder. Bei mir ging es nach 2 Monaten zurück. Kräutertee, Kümmel und Kurkuma helfen das ganze etwas im Zaun zu halten.
Was die Haut angeht war ich doch anfangs etwas besorgt. Kurz nach der Umstellung zur veganen Ernährung wurde es ziemlich heiß und es schien viel Sonne. Meine Haut schien vollkommen auszutrocknen. Besonders meine Hände fühlten sich sehr rau an! Ich habe mich vermehrt eingecremt aber sonst diesen Effekt irgendwie gekonnt ignoriert. Nach ca. 1,5 - 2 Monaten war die Sache aber gegessen! Ohne es zu merken waren diese Problemchen wieder verschwunden. Mein Körper musste sich also erst einmal mit mir Umstellen. Seitdem habe ich aber keinerlei Probleme mehr in dieser Hinsicht und bin total zufrieden. Macht euch da keine Sorgen, diese Tatsache habe ich schon bei anderen gehört.

Step 6: Blöde und nervige Bemerkungen
Die vegane Ernährung ist für viele, meist für ältere Leute, irgendwie ein Unding. Sie verstehen es nicht und sind auch irgendwie nicht bereit dazu. Verstehen kann ich das schon, auch für mich war es eine Umstellung die nicht von jetzt auf gleich machbar war und wie viele andere, hatte ich mich auch nie mit dem Thema auseinander gesetzt. Bei jüngeren Leuten, zum Beispiel im Freundeskreis, kam eigentlich nur gutes Feedback. Im Familienkreis sah das schon etwas anders aus. Meine Mutter war da noch am freundlichsten, da sie mit Neugierde reagiert hat, was mich sehr gefreut hat. Außerdem liest sie viele Backzeitschriften, in den auch ab und an vegane Rezepte und Blogger vorgestellt wurden, so war sie also schon etwas mit diesem Thema vertraut. Meine Geschwister sind nach wie vor etwas skeptisch, aber nehmen es mit Humor hin was oft sehr lustig sein kann. Ab und an wird sogar probiert!
Mein Vater versucht auf seine Weise damit klar zu kommen was mich schon einiges an Nerven, Augenrollen und Seufzen gekostet hat. Aber es ist halt seine Art und so kennt man ihn.
Bei meiner Schwiegeroma in spe traf ich aber ausschließlich auf Unverständnis. Wir konnten sie nur damit trösten, dass es nach 3 Wochen ja wieder vorrüber sei (was es natürlich nicht war!)
Meine zukünftige Schwiegermutter fragte mich ständig, wie viel ich denn schon abgenommen hätte. Diese Frage nervte mich ziemlich, da ich mich sowieso noch etwas abnehmen möchte. Allerdings lebe ich doch deswegen nicht vegan! Es ist eine Form der Ernährung und Lebenseinstellung und keine Diät.. so habe ich also immer nur überrascht geantwortet: Ich mache doch gar keine Diät?! Damit war das Thema meist erledigt. Mein Schwiegervater ist ein sehr positiver Mensch und reagierte typisch für ihn eher in die Richtung: Ja lass die Kinder doch machen was sie für richtig halten.
Nervig sind auch immer die Standardfragen wie: Was darfst du nicht mehr essen? Auch kein Fisch/Eier? Dies immer erklären zu müssen kostete viel Atem, da meistens nicht aus Neugier, sondern aus Unverständnis gefragt wird und zum Schluss unangenehme Kommentare folgen.

Step 7: Die komplette Abgewöhnung
Wenn man sein ganzes Leben zuvor mischköstlich gegessen hat und an das drei Teile Modell (Kartoffel, Gemüse, Fleisch) auf dem Teller gewöhnt ist, hat man anfangs immer das Gefühl das etwas fehlt. Das war im ersten Monat am schlimmsten. Ich hatte irgendwie ständig im Kopf, das doch irgendwas auf dem Teller fehlen würde. Außerdem sehnte ich mich ab und an nach Rührei.
Nach ca. 1 Monat waren diese Gelüste aber vollkommen verschwunden! Jetzt erschien mir mein Teller mit dem vielen Gemüse und satt machenden Beilagen als vollständig und ich bin seitdem auch immer vollkommen befriedigt mit dem was ich gegessen habe. Anscheinend mussten sich erst ein paar Neuronen neu verschalten. Ein sehr, sehr interessanter Prozess! Man fühlt sich danach wesentlich freier bei der Auswahl seiner Lebensmittel, da man wirklich innerlich weiß, ich brauch kein Tier um mich gut und gesund zu fühlen!
Eine interessante Tatsache kam nach den drei Wochen in den wir die vegane Ernährung ausporbierten noch hinzu. Nach dem drei Wochen durfte also wieder Tier konsumiert werden, also probierte ich kurz darauf im Büro doch gleich einmal wieder meinen geliebten (Kuh-)Milchkaffee! Oh mein Gott war ich geschockt. Es schmeckte furchtbar! Im ersten Moment dachte ich sogar die Milch sei sauer geworden, aber ich hatte mich nur komplett von der Milch entwöhnt. Der Kaffee mit Kuhmilch schmeckte mindestens genauso abscheulich wie 4 Wochen zu vor der Kaffee mit Sojadrink. Ab da war Kuhmilch für mich gestorben. (Ganz zu schweigen von den ekeligen Fakten was in Kuhmilch alles drin ist, was ich erst später erfuhr)

Step 8: Das Erwachen
Wie beim Step 7 schon angedeutet, fühlt man sich viel freier von etwas zuvor unentbehrlichem losgekommen zu sein. Diese Erkenntnis, das man kein Tier mehr nötig hat und die damit einhergehende Veränderung findet nicht zum Schluss oder ab ner gewissen Zeit statt, sondern die gesamte Zeit über. Am Stärksten ist es natürlich wenn man erstmal komplett davon losgekommen ist, aber auch schon zuvor bekommt man immer mehr das Gefühl das richtige zu tun, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Einem wird klar, das es nur natürlich für den Menschen ist, keine Milch zu trinken oder sie anderweitig zu konsumieren. Einem wird klar, dass es einem Jahre lang geschadet hat, obwohl man der Überzeugung war etwas gutes für sich zu tun. Einem wird klar, man wird von vorne bis hinten von Politik und Werbung verarscht.
All dies und noch vieles mehr wird einem bewusst, dadurch geht man mit ganz anderen Augen durchs Leben.


So das wars jetzt mit meinen kleine Schritten hin zur veganen Ernärhung.
Ich hoffe das meine Erfahrungen helfen zu verstehen, was vegan mit einem verändert.
Entschuldigt das ich nicht genauer auf ethische und gesundheitliche Dinge eingegangen bin, aber ich bin einfach kein Moralapostel ;)

Liebe Grüße!

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